Schwimmding.de

Erste Praxiserfahrungen

zur Startseite

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34

 
 

Das Schwimmding als e-book jetzt bei Amazon


30.6.2004 Mittwoch

Das Schlafen zuhause war irgendwie seltsam, man hatte das Gefühl, das Bett würde unter einem schaukeln. Der Körper war wohl nicht mehr an bewegungslose Matratzen gewöhnt. Nachmittags fuhr ich wieder zum Boot, es war noch da und alles war in Ordnung. Aber länger wollte ich es hier nicht liegenlassen, bei der Insel der Jugend tummeln sich ja jede Menge seltsamer Gestalten. Ich nahm Kurs auf meinen gemieteten Liegeplatz in Schöneweide.

Die Fahrt ging zügig voran, was wohl daran lag, dass ich die ganze Zeit Rückenwind hatte. Christoph und seine Hinterhofwerkstattmannschaft begrüßten mich jubelnd und halfen mir beim Festmachen. Endlich ein einigermaßen sicherer Platz, an dem man das Boot auch mal mit ruhigem Gewissen längere Zeit alleine lassen konnte. Das tat ich dann auch und verbrachte die nächste Zeit meist zuhause, das Wetter war immer noch nass und kalt. Ich wollte auf schönere Tage warten und währenddessen Seitenschwerter an das Boot bauen, um ihm etwas mehr Kursstabilität zu verleihen. Dieses System hatten die alten Wikinger auch schon.

Zwei Wochen lag das Boot am Liegeplatz in Schöneweide, während ich zuhause die nötigsten Sachen erledigte und mich bemühte, wieder ein bisschen Ordnung in die Wohnung zu bringen. Schließlich hatte ich das Boot den Winter über hier gebaut und der Staub, die Sägespäne und das Werkzeug waren gut im Zimmer verteilt.

Allerdings: Sobald ich alles einigermaßen sauber hatte fing ich an, die Schwimmer für die Veranda zu bauen und schnell sah alles wieder so versaut wie vorher aus.

Dann ging es daran, das Boot nach Kreuzberg zu fahren und alles abzuladen, was sich im Lauf der Zeit an unnötigen Dingen angesammelt hatte. Die erste längere Fahrt, und ich war ganz schön nervös, vor allem bei dem Gedanken an die erste Schleuse meines Lebens. Zum Glück hat die Oberschleuse von der Spree zum Landwehrkanal bloß einen Hub von 20 Zentimetern und eignet sich gut für einen ersten Versuch. Grünes Licht bedeutet in die Schleuse einfahren, rotes Licht warten, eigentlich ganz einfach.

Was ich übersehen hatte war, dass es für Sportboote einen eigenen Warteplatz gab, was mir aber schnell klar wurde, als mich einer der großen Touristendampfer zur Seite hupte. Die Schleusung selber war unspektakulär. Von den aufmunternden Zurufen des Schleusenwärters angespornt zuckelt ich zu einem Poller und warf einen Strick darüber. Die 20 Zentimeter bemerkte man überhaupt nicht. Weiter ging es in den Landwehrkanal, das Freizeitparadies der Kreuzberger. Die Ufer sind ein beliebter Ort zum Rumsitzen, Partys machen oder Sonnenbaden und bei warmem Wetter sind sie stets gut besucht.

Mein Boot erregte allerhand Aufsehen und von Jubelrufen begleitet zuckelte ich zur Liegestelle am Urbanhafen. Viereinhalb Stunden hatte die Fahrt gedauert und die Batterie war ziemlich leer als ich ankam. Aber jetzt wusste ich wenigstens, wie weit man mit einer Ladung kommt.

nächstes Kapitel >>>

Ein Schwimmer für die Veranda
 

Die Beschichtung mit Glasfasermatten
sollte man besser nicht in der Wohnung
machen. Karin versaut lieber
Kreuzberger Bürgersteige.
 

Der Rohbau der Terrasse steht im
Wohnzimmer
 

Die Seitenschwerter werden gebastelt.