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Es wird weitergebastelt: Das Schwimmding

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Der Antrieb wurde das nächste Problem, mit meinem kleinen Elektromotor war ich jetzt chancenlos. Von Verbrennungsmotoren hatte ich keine Ahnung und fragte bei den Stegkumpels rum, was denn angemessen sei. Alle rieten mir zu einem Viertakter mit 10 PS. Da ging es aber preislich erst bei 2000 Euros los und soviel hatte ich nicht.

Eines Tages kam Horst, der erste Vorsitzende vom Verein: "Ich hab einen Motor für dich". Ein Evinrude-Außenborder war das, Zweitakter, 25 PS und 600 Euros. Ich fragte ein bisserl am Steg rum, ob ich den kaufen sollte, konnte aber nichts Konkretes in Erfahrung bringen. Ich fuhr mit Horst zu seinem Kumpel und sah mir das Teil an. Der Motor war beeindruckend groß und beeindruckend schwer und ich kaufte ihn.

Das war ein reiner Fehlkauf. 25 PS war komplett überdimensioniert, recht viel mehr als mit Standgas konnte ich später nicht damit fahren, sonst wäre ich ein Rennboot geworden. Außerdem war der Evinrude ein Spritfresser allererster Güte. Ein 5-PS-Motor hätte locker auch gereicht.

Aber was solls, ich hatte jetzt einen Motor und keinerlei Ahnung, wie man sowas installiert. Ein paar Kästen Bier für Bernd behoben dieses Problem. Er ist ein alter Bastler und sagte mir, was ich zu tun hätte und packte auch selber mit an. Irgendwie war das Teil dann - trotz mir - installiert. Ich war schwer beeindruckt von den ganzen Seilzügen und Umlenkrollen - also alleine könnte ich sowas immer noch nicht, also kann ich hier auch keine Tipps geben.

Als der Motor dann dran war, war die allgemeine Meinung am Steg, dass 25 PS viel zu viel seien. Im Lauf der Zeit erfuhr ich dann, dass mir da keiner abraten wollte, weil ihr erster Vorsitzender scheinbar zu seinem Kumpel gesagt hatte: "Ich kenn da einen Blöden, der keine Ahnung hat. Dem kannst du deinen Motor andrehen". Oder so ähnlich. Und das Geschäft wollten sie Ihrem Chef nicht verderben.

Also der Tipp wäre: Wenn euch jemand einen Motor vermittelt, dann schaut drauf, ob das euer Freund ist oder der Freund vom Verkäufer.

Nach einigen Probefahrten ging es dann auf eine kleine Tour mit meiner Freundin, die ohne Probleme verlief. Außer vielleicht, dass man den Tank öfter nachfüllen musste, als einem lieb war.

Ein Hund kann auch nicht schaden, man fühlt sich einfach sicherer damit, wenn man in der Natur übernachtet. Vor allem, wenn es ein großer, starker Hund ist. Pauli war so einer. Ein Stegnachbar hatte ihn mir geliehen, als ich mal für eine Woche wegfahren wollte. Ich kannte den Hund zwar, er hatte am Steg schon öfter in meiner Hütte übernachtet und war auch Stammgast beim Grillen, aber wie stark er genau war, das hatte ich nicht gewusst. Auf jeden Fall beschütze er mich total gut. Ich hatte ihn am Geländer festgebunden, als auf einmal ein Wildschwein in zehn Metern Entfernung vorbeitrottete. Das empfand er wohl als zu nahe, wollte drauf los rennen, riss dabei das Geländer mit und verhedderte sich damit zwischen den Bäumen. Nur deshalb überlebte das Schwein wohl.

Meine Freundin hatte ihre Schwimmnudel unter dem Bett deponiert. An sich nichts schlimmes. Aber einige Tage später bekam ich einen ungebetenen Mitbewohner: eine Ratte. Die hatte sich wohl tagsüber irgendwann auf das Schwimmding geschlichen und fand es dort sehr gemütlich. Zwei Tage lang wohnte sie bei mir und es gelang mir nicht, sie zu vertreiben. Wenn ich abends im Bett war, kletterte sie manchmal ganz frech auf den Fernseher und starrte mich an. Manchmal hörte ich auch Knabbergeräusche unter dem Bett, konnte aber nichts damit anfangen. Da gab es nichts zu essen. Falsch gedacht, für Ratten sind Schwimmnudeln scheinbar eine Delikatesse.

Mit dem dicken Motor brauchte ich jetzt auch eine Registrierung, die kostete 18 Euros und ich war jetzt offiziell ein "Motor-Katamaran". Man musste da auf dem Amt nur einen Zettel mit Anschrift, Bootstyp und Motornummer ausfüllen und schon hatte man den "Kfz-Schein". Die Dame wollte zwar noch ein Bild vom Schiff, aber so eins hatte ich nicht dabei. "Eine Zeichnung reicht auch", meinte sie, und als ich spontan auf einem Zettel rumzukritzeln anfing, änderte sie auf einmal ihre Meinung und sagte, dass das nicht unbedingt nötig sei. Ich bin kein Zeichentalent, das gebe ich gerne zu.

Natürlich hatte ich vorher wieder gut gemeinte Ratschläge von diesen ewig besserwissenden Negativlingen bekommen: "Mach das nicht! Eigenbau ist verboten, da musst du zum TÜV."

Von wegen. Die kannten wohl die EU-Richtlinie 94/25/EG nicht. Meine Lieblings-EU-Verordnung. Da gibt es genaue Vorschriften für den Bootsbau, diese gelten aber lt. Artikel 1, Absatz 3 g nicht für "für den Eigengebrauch gebaute Boote". Das Boot darf dann offiziell aber innerhalb von 5 Jahren nicht verkauft werden.