Am 18. April 2005 war es dann
soweit, die Einzelteile wurden in einen Transporter verpackt, zum
Liegeplatz gefahren, zusammengeschraubt und auf Rollen ins Wasser
geschoben. Es ging alles sehr schnell und die Teile waren auch nicht
schwer, niemand musste sich überanstrengen. Nach etwa einer Stunde
Montagezeit waren die einzelnen Abschnitte montiert und mit dicken
Maschinenschrauben zusammengeschraubt.
Am nächsten Tag montierte ich meinen kleinen Elektromotor und
unternahm auch schon die erste Probefahrt mit meiner schwimmenden
Plattform. Ich war sehr zufrieden, trotz kräftigem Wind kam sie
erstaunlich gut voran. Naja, kein Wunder, es gab auch nichts, was
dem Wind eine Angriffsfläche geben konnte. Das würde sich später
schon noch ändern.
Liegeplatztechnisch war ich dieses Mal schlauer und hatte mir
einen bei den Spreeteufeln gemietet. Das System vom letzten Jahr
wollte ich nicht wiederholen, es schien mir dann doch zu
nervenaufreibend, ständig auf das Boot aufpassen zu müssen. Die
Spreeteufel hatten ein schönes hohes Gitter von ihrer Steganlage zur
Landseite hin, ohne Schlüssel kam da keiner rein. Der Platz war zwar
nicht besonders romantisch, die Aussicht wurde vom KWO beherrscht
(Kabelwerke Oberschöneweide), hatte aber einige Vorteile: Zu Fuß war
man in zehn Minuten bei der nächsten S-Bahn-Station, in fünfzehn
Minuten war man beim Baumarkt, in zehn Minuten per Schiff beim
Supermarkt mit Anlegestelle. Per Fahrrad in 35 Minuten in meiner
Kreuzberger Wohnung. Und man hatte die Spreeteufels. Ihres Zeichens
Abtrünnige vom Nachbarverein, denen die Vereinsmeierei zuviel
geworden war. Sie hatten sich kurzerhand den verfallenen Nachbarsteg
gekauft, ihn instand gesetzt, und machen es sich dort unabhängig von
Vereinszwängen gemütlich.
Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern sind äußerst
wasserreiche Gebiete, man hat keine Probleme, hier einen Liegeplatz
zu finden. Preislich ist man in dieser Gegend ab drei Euros pro
Quadratmeter und Monat dabei (Stand 2006), will man Strom,
Trinkwasser und Fäkalienentsorgung, muss man etwas tiefer in die
Tasche greifen. An einem bayrischen See mag das anders aussehen,
dort wird man wahrscheinlich froh sein müssen, auf einen Liegeplatz
nicht zehn Jahre warten zu müssen oder überhaupt einen zu bekommen.
Als Anfänger ist man gut beraten, erst einmal bei einem Verein
als Gastlieger Unterschlupf zu finden. Die Tipps und Tricks, die
einem die meist altgedienten Vereinsmitglieder zukommen lassen, sind
eigentlich unbezahlbar.
Jetzt ging es an die Feinheiten und ich lackierte die Schwimmer
von innen mit ordinärer Holzschutzfarbe für Gartenhäuser aus dem
Baumarkt. Fünf Jahre Schutz sollte das Holz anschließend haben, das
reichte mir vorerst. Aber warum hatte ich das eigentlich nicht
zuhause gemacht? Es war schon reichlich unbequem, auf der Platform
liegend die Schwimmer von innen anzumalen.
Am 21. April waren auch die Bretter der Plattform lackiert, ich
stellte einen Stuhl drauf, genehmigte mir stolz mein erstes
Frühstück an Bord und lud meine Freundin ein, als erstes weibliches
Wesen die Plattform zu betreten.
Die nächste Woche verbrachte ich damit, ein Geländer um die
Plattform zu bauen, damit niemand ins Wasser fallen konnte. Eine
Arbeit, die man eigentlich auch an einem Tag erledigen hätte können,
aber ich wollte es gemütlich angehen, denn eigentlich hatte mein
diesjähriger Sommerurlaub schon begonnen, arbeiten stand da nicht
als erster Punkt auf der Prioritätenliste. So bestand die "Arbeit"
also hauptsächlich aus lesen, mit den Stegnachbarn schäkern, grillen
- und ab und zu wurde halt wieder mal eine Latte fürs Geländer an
das Boot geschraubt. Eine einfache Dachkonstruktion aus Wellpappe
war auch innerhalb ein paar Stunden auf vier kräftige Pfosten
gestellt und auf der Plattform festgeschraubt. Und schon konnte ich
das gleich darauf einsetzende Gewitter regengeschützt unter dem Dach
verbringen.
Es war eigentlich alles ganz easy, so ein fester, gesicherter
Liegeplatz hatte schon seine Vorteile. Anstatt die Wände für das
Haus zu bauen, stellte ich erst einmal ein Zelt auf die Plattform.
Jetzt war es also kein Hausboot, sondern ein Campingschiff. Ich
wollte sehen wie sich die Schwimmer bewährten, bevor ich groß zu
bauen anfing.
Jetzt stellte sich erstmal die Frage: wohin mit dem alten Boot?
Eigentlich hätte ich es gerne als Andenken irgendwo hingestellt,
aber leider hatte ich da kein Grundstück dafür. Jeden Monat bezahlte
ich Miete für den Winterstandplatz, das wurde allmählich lästig. Ich
baute alles ab, was für das neue Schiff brauchbar war und der Kahn
wurde zerlegt. Die eine oder andere Sperrholzplatte konnte man
sicher beim neuen Modell verwenden.
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