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Die Solarzellen

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Mit den Solarzellen erging es mir so ähnlich wie mit den Batterien:

Monokristallin, amorph, polykristallin, Whd, Wp...
Nichts als Fremdwörter.

Amorph war schlecht, erfuhr ich aus der Fachliteratur, die es wie Sand am Meer gibt, und machte mich daran, wieder mein bewährtes Excelsystem anzuwenden und eine Liste in den Computer zu tippen, der mir ausrechnete, wieviel für eine bestimmte Solarzelle ein Watt Leistung kostete.

Allerdings konnte ich nicht einfach die Zelle mit dem günstigsten Verhältnis nehmen, man musste ja schließlich auch die Abmessungen berücksichtigen.

Solarzellen vergleicht man entweder nach dem Wert "Whd" (Wattstunden pro Tag) oder nach dem Wert "Wp". Das ist die Spitzenleistung in Watt, ein Wert der aber in der Praxis nie erreicht wird, da die Hersteller davon ausgehen, dass die Sonne senkrecht über der Zelle steht und dabei eine Temperatur von 25 Grad Celsius herrscht. Dieses Naturereignis wird man nicht sehr oft antreffen.

 

Solarzellen sind gut, aber leider immer noch unverhältnismäßig teuer. Sollen sie auf einem Boot eingesetzt werden, vergisst man am besten alles, was man in der Fachliteratur darüber gelesen hat, vor allem sollte man auch die technischen Daten in Bezug auf Leistungsstärken vergessen.

Auf keinen Fall darf man Büchern glauben, in denen so schlaue Sätze stehen wie: "Wenn Sie eine Solarzelle mit 100 Watt benützen, so können Sie damit 5 Stunden ein Gerät mit 20 Watt betreiben."

Die angegebene Leistung wird nur unter Bedingungen erreicht, wie sie am Äquator herrschen und die haben wir in Europa nicht. Mangels einer senkrecht am Himmel stehenden Sonne müssen die Solarzellen zur Sonne geneigt werden um eine optimale Ausbeute zu erzielen und das ist auf einem Boot meistens unmöglich.

Um einen guten Kompromiss zu erzielen, montiert man die Zellen meist waagerecht und das bedeutet, dass eine gute Sonneneinstrahlung nur in den Mittagsstunden besteht, mit dem Optimum zwischen 12 und 15 Uhr. Wobei das Optimum aber weit entfernt ist von theoretisch errechenbaren Stromstärken.

Pro Grad Abweichung von der Senkrechten muss man mit etwa 0,5% Leistungsverlust rechnen. Falls man mit seinem Boot mehr liegt als fährt, kann eine verstellbare Halterung für die Zellen durchaus von Vorteil sein. Im Sommer sollte die Neigung etwa 20 Grad betragen, im Herbst 40 Grad und im Winter 70 Grad. Die richtige Neigung zur Sonne hin erhöht die Stromausbeute um bis zu 30 Prozent.

Wie und wo man die Zellen am Boot anbringt ist natürlich von den äußeren Gegebenheiten abhängig. Man sollte darauf achten dass sie von unten gut belüftet sind und nicht beschattet werden. Außer bei den ganz teuren Zellen führt schon eine kleine Teilbeschattung zu einem drastischen Leistungsverlust.

Eine schicke Sache und vor allem diebstahlssicher sind flexible Solarzellen zum Aufkleben auf Deck oder Dach. Ich habe zwar keine Erfahrung damit, aber es ist bestimmt eine gute Sache, den Händler zu fragen, ob "begehbar" oder "trittfest" auch "sprungfest" bedeutet.

Die Zellen werden nicht direkt mit der Batterie oder dem Verbraucher verbunden, es gehört ein Laderegler dazwischen, der dem Ladezustand der Batterie entsprechend den fließenden Strom reguliert. Laderegler gibt es in den unterschiedlichsten Formen, ich hatte mich für einen FOX 350 der Firma SunWare entschieden. Er ist problemlos anzuschließen, versorgt unabhängig zwei Batterien oder Batteriebänke, hat einen Tiefentladeschutz und gibt auf einem Display Auskunft über den Ladezustand der Batterien, dem von den Solarzellen gelieferten Strom und den Bedarf der angeschlossenen Verbraucher.

Ein Akku soll in der Regel mit einer Spannung in Höhe von 10% seiner Kapazität geladen werden, d.h. für einen Akku mit 60 AH brauchen die Zellen nicht mehr als 6 Ampere zu liefern. Dies werden sie aber nicht den ganzen Tag über gleichmäßig tun. Keine Zelle bringt in unseren Breiten schon um sieben Uhr morgens ihre volle Leistung.

Ich hatte zwei Zellen vom Typ Solara SM 300 S á 75 Wp parallel geschaltet - eine theoretische Maximalleistung von 150 Watt, entsprechend 12,5 Ampere bei 12 Volt. Natürlich bei geneigten, senkrecht zur Sonne stehenden Zellen, was ich aber nicht hatte. Im August bei wolkenlosem Himmel in Berlin erhielt ich abhängig von der Uhrzeit folgende Ausbeute:

Uhrzeit, Ampere

  • 6.00     0,1
  • 7.00     1,0
  • 8.00     2,4
  • 9.00     4,2
  • 10.00   5,5
  • 11.00   6,1
  • 12.00   8,4
  • 13.00   8,7
  • 14.00   9,0
  • 15.00   7,2
  • 16.00   6,5
  • 17.00   4,4
  • 18.00   2,5
  • 19.00   1,2
  • 20.00   0,2

Das entspricht einem durchschnittlichen Strom von etwa 4,5 Ampere über den Tag verteilt. Um einen Akku mit 100 AH voll zu laden, benötigte ich also 100/4,5 = 22 Stunden, das entsprach etwa zwei wolkenlosen Sommertagen. Nach drei bis vier Stunden Fahrzeit mit meinem 600 Watt Elektromotor war der Akku dann wieder leer, ich war etwa 5 Kilometer vorangekommen und musste auf zwei neue Sonnentage hoffen.

Eine komplette Abhandlung über Solartechnik zu schreiben, würde ein eigenes Buch füllen und hier zu weit führen. Außerdem gibt es solche Bücher schon, meist unter dem Titel "Solarstrom für Camping und Boot", deren Lektüre ganz nützlich ist, wenn man an Bord mit Solartechnik arbeitet.