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Berliner Bezirke
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Neukölln

Vom Problembezirk zum Szeneviertel, dieser Wandel klappt in Neukölln ganz gut, wenn auch zum Leid der alteingesessenen Bevölkerung.
"Diese Studenten sollen wieder weg von hier, die treiben die ganzen Mieten in die Höhe" hört man immer öfter. Und in der Tat, fast jeder Makler lobt Neukölln jetzt als In-Viertel und will entsprechende Mieten kassieren, auch wenn die Wohnung um nichts anders ist als früher. 
 



Rathaus   Karl-Marx-Straße   Hermannplatz   Kottbusser Damm   Sonnenallee   Hermannstr.   Maybachufer   Weserstraße   Emser Straße  Bürknerkiez   Hasenheide   Tempelhofer Freiheit   Karte


   
   
  Hier ist es, das Zentrum von Neukölln. Am Platz vor dem Rathaus wird trotz Autokrach relaxt, gegessen und in den Arcaden hemmungslos Geld verprasst. Liegestühle vor dem Brunnen vermitteln so etwas wie Strandbadfeeling..

 

   
   
   
   
  Die Karl-Marx-Straße ist die Hauptschlagader von Neukölln und gleichzeitig eine der schlimmsten Straßen in Berlin - für Radfahrer jedenfalls. Auf der Straße versuchen die Autos ständig, einen umzufahren - wenn sie nicht gerade per Dauerstau alles verstopfen, auf den Gehwegen ist oft selbst für Fußgänger kein Durchkommen mehr. Eine Fahrradspur gibt es nicht.
Wenn man an den zahlreichen Läden vorbeischlendert - also vielmehr versucht, voranzukommen ohne totgetrampelt zu werden, dann drängt sich früher oder später die Frage auf: Wieviele Handyläden braucht der Mensch?

 

   
   
   
 

Der Hermannplatz gehört zwar offiziell zum Stadtteil Neukölln, wird aber von den Bewohnern aus Kreuzberg gleichermaßen frequentiert, weil er direkt an der Grenze der Bezirke liegt.
Am Platz geht es immer recht zu, da gibt es (noch) einen Karstadt, einen Hugendubel, einen 24 Stunden geöffneten McDonalds und zwei U-Bahn-Linien, die U7 und die U8.
Vom Hermannplatz aus kommt man direkt in die Einkaufsmeilen Kottbusser Damm und Karl-Marx-Straße. Und von hier geht auch die durch den Film berühmte Sonnenalle aus, die aber hier mit dem Film nichts zu tun hat. Die Filmabteilung findet sich drei Kilometer weiter am anderen Ende der Straße. Hier gibt es eher Wasserpfeife rauchende Türken auf den Bänken ihrer meist alkoholfreien Döner-Imbisse. So richtige türkische Restaurants sind in Berlin eher selten anzutreffen.

Der U-Bahnhof  wurde so konzipiert, dass man auf direktem Weg  unterirdisch zum Karstadt kommt. Das ist sehr praktisch, wenn es regnet.
Gleich ums Eck ist der Volkspark Hasenheide mit vielen Grünflächen, einem Biergarten und einer Minigolfanlage.

Auf dem Hermannplatz explodierte im zweiten Weltkrieg die erste auf Berlin geworfene Bombe.

 

   
   
  Der "Kotti" wie der Kottbusser Damm liebevoll genannt wird, gehört nur zur Hälfte zu Neukölln. Die westliche Straßenseite wird von Kreuzberg beansprucht. Hier ist orientalisches Flair angesagt: Teetrinkende Männer, Gemüsehändler, eine immer gut umdrängte Körndl-Rösterei und zahlreiche türkische Läden lassen nur wenig Platz für Woolworth und Co.  

   
   
  Potenzial hätte sie, die Sonnenallee. Berühmt ist sie auch, wegen dem gleichnamigen Film. Aber so richtig genützt wird das alles nicht, die Sonnenallee ist hauptsächlich eine vielbefahrene Durchgangsstraße. Auch wenn man sich auf dem Teil zwischen Hermannplatz und Wildenbruchstraße auf den Gehwegen an zahlreichen Läden vorbeidrängeln kann. Die Geschäfte sind meist zweiter Klasse, so eine Art Kudamm für arme Leute.
Der Film hat mit der Sonnenalle in Neukölln übrigens nichts zu tun, er spielt in dem winzigen Teilstück im ehemaligen Osten.
 

   
   
   
  Die Hermannstraße ist auch so eine Straße, aus der irgendwie nichts richtiges wird. Ramschläden, Spiel- und Wettlokale, Dönerbuden, Spätkäufe und Internetcafes, von allem aber jede Menge, das ist hier der Stil des Hauses. Aber der "India-Palace" zeigt, dass es auch anders geht.  

   
   
  Das Maybachufer am Landwehrkanal ist noch ziemlich ausbaufähig, wenn man bedenkt, dass sich auf der anderen Seite, dem Kreuzberger Paul-Lincke-Ufer Kneipe an Kneipe reiht. Immerhin gibt es gleich bei der Kottbusser Brücke eine Anlegestelle der Reederei Riedel und die Ankerklause, eine Kneipe, die es schon seit Jahrtausenden gibt und die erst ab Mitternacht so richtig voll wird. Sperrstunde: "wenn keiner mehr da ist", und das kann dauern.
Jeden Dienstag und Freitag ab 11 Uhr ist am Maybachufer die Hölle los. Dann residiert hier der orientalische Wochenmarkt, der größte in Berlin. Auf einer Länge von knapp einem Kilometer fühlt man sich mindestens wie in Istanbul.
 

   
   
   
  Einige Jahre wird es wohl noch dauern, aber dann hat Neukölln mit der Weserstraße auch eine politisch korrekte Antwort auf den Ku-Damm, so wie Kreuzberg mit der Bergmann- und Schöneberg mit der Akazienstraße.
Der Abschnitt zwischen Kottbusser Damm und Pannierstraße hat sich jedenfalls in den letzten Jahren ganz schön herausgeputzt. Zahlreiche Kneipen und Läden haben sich angesiedelt. Der lange Rest der Straße ist allerdings so trübe wie eh und je.
 

   
   
   
   
  Kiezgefühl stellt sich in der Emser Straße ein. Wenns auch noch nicht an einen richtigen Kreuzberger Kiez rankommt, der Grundstein ist gelegt. Der gleich um die Ecke gelegene Körnerpark gibt seinen Teil dazu, hier aus Neukölln nicht mehr raus zu wollen. Zum großen Glück fehlt nur noch ein Badesee, aber den haben andere Kieze auch nicht.
Aber wer sich trotzdem schon  mal vorsichtshalber einen Leuchtturm auf sein Haus malen will, kann auf finanzielle Unterstützung vom Bezirk rechnen. 
 

   
   
   
  Der Bürknerkiez ist ein gutes Beispiel dafür, wie die Wandlung einer Schrottgegend in einen Kiez von der Presse gerne übertrieben wird. Ein Plattenladen, ein Friseur namens "Temple of Hair", ein Fahrraddealer und eine Bäckerei machen halt noch keinen Kiez. In den Seitenstrassen ist wie schon immer sowieso nichts los.
Hier müsste noch eifrig gebastelt werden, aber wozu? Man überquert einfach den Kottbusser Damm und schon ist man im Kreuzberger Graefekiez, der diese Bezeichnung auch verdient hat.
 

   
   
  Der Volkspark Hasenheide ist einer der größten in Berlin. Sowohl Neuköllner als auch Kreuzberger kommen hierher, um zu relaxen, zum Sonnenbaden, wandern, joggen, Bongo spielen, oder um mit dem Laptop wichtige Aufgaben zu erledigen.
Die Nordseite bei der Kreuzberger Graefestraße ist vor allem abends ein beliebter Verkaufsplatz für Haschisch und Gras, auch wenn die Polizei ab und zu Razzien veranstaltet. Aber gefährlich ist es hier trotzdem nicht, die Dealer rauben einen nicht aus oder so. Wenn man nach Zielgruppe aussieht, raunen sie einen höchstens mal an: "Du kaufen wollen?"
Wer will kann sich aber auch mit Minigolf oder Freiluftkino volldröhnen.
 

   
   
   
   
  Bewacht von einer Moschee heisst der ehemalige Flughafen jetzt "Tempelhofer Freiheit". Gegen den Protest einer Ladung Geschäftsflieger - die jetzt nach Schönefeld oder Tegel müssen - wurde der geschichtsträchtige Airport 2008 geschlossen und in einen Bürgerpark verwandelt. Seitdem wird gegrillt, was das Zeug hält, die Windscater versuchen, harmlose Mitbürger zu überfahren und jeder kann seinen eigenen Schrebergarten (in Kistenform) aufstellen und Radieschen anbauen.
Während andere Metropolen händeringend nach Platz für einen City-Airport suchen, hat Wowi den Berliner kurzerhand abgeschafft und stattdessen ein Freizeitzentrum initiiert. 100 Punkte.

Was aber hat die Tempelhofer Freiheit mit Neukölln zu tun? Nun, nicht das ganze Gelände gehört zu Tempelhof, der östliche Rand mit der Schrebergartenabteilung ist Neuköllner Gebiet. Wo zu Blockadezeiten alle drei Minuten ein Rosinenbomber mit Kartoffeln und Kohle dreißig Meter über den Köpfen der Neuköllner zur Landung ansetzte, wird heute gegärtnert. Wer einen freien Platz findet, stellt sich seine Schreberkiste auf, wer nicht, baut eben in die Höhe, hängt seine alten Schuhe und Stiefel auf und züchtet sein Gemüse eben da drin. Eine Statistik über Salatdiebstähle gibt es nicht.

 




 

Welche Bezirke drum rum sind:
Kreuzberg, Treptow, Plänterwald, Baumschulenweg, Britz, Tempelhof

Wie man hinkommt:
U7 Hermannplatz, Rathaus Neukölln, Karl-Marx-Straße, Neukölln, Grenzallee, U8 Schönleinstraße, Hermannplatz, Boddinstraße, Leinestraße, Hermannstraße, S41/42 Sonnenallee, Neukölln, Hermannstraße, S46 Köllnische Heide, Neukölln, Hermannstraße

Bericht und Fotos © 2013 Robert Adé

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