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Berliner Bezirke
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Friedrichshain

Was Kreuzberg vor der Wende war und Prenzlberg in den 90er Jahren, das ist Friedrichshain heute: Ein etwas schäbig angehauchter Bezirk für Freaks, Alt-Hippies und abenteuerlustige Touristen, die mehr auf Dekadenz stehen als auf Schlösser, Kirchen und Museen.



Volkspark  Ostbahnhof  O2-World  Eastside-Gallery  Oberbaumbrücke  Simon-Dach-Straße  Ostkreuz  Sonntagstraße  Rummelsburger See  Frankfurter Allee


   
   
  Der Volkspark Friedrichshain ist eine der schönsten Parkanlagen in Berlin. Hier bekommt man reichlich geboten: Große Liegewiesen, einen Teich mit Springbrunnen, einen ohne, einen Jugendclub, Volleyballplätze, Kletterfelsen und ein Freiluftkino, in dem auch oft Konzerte stattfinden. Und eine Statue von Napoleon, ähh Friedrich dem Großen. Das war mal dem sein Hain, heute gehört er uns allen.  

   
  Die Gegend um den Ostbahnhof ist eines der Friedrichshainer Amüsierviertel. Hier sind die Konzerthallen Postbahnhof, Maria und die O2-Welt. Das Ufer der Spree wurde renoviert und es haben sich einige Liegestuhl-Lokale angesiedelt.  

   
  Berlins größte Konzerthalle, die O2 World hat jetzt auch einen eigenen Schiffsanleger bekommen.

 

   
   
  1990 war DAS Jahr für die Berliner Künstler. Es galt, die komplett nackte Ostseite der Mauer mit Graffittis anzumalen. Es dauerte ein paar Monate, aber schließlich war die Arbeit erledigt. Und dann wurde die Mauer abgerissen. Man hätte sie ja als eine riesige Touristenattraktion auch stehen lassen können. Alle paar Meter einige Durchgangslöcher hätte schließlich auch gereicht.

Aber immerhin hat der Senat vom Ostbahnhof bis zur Oberbaumbrücke über einen Kilometer lang Mauer stehen gelassen und sie heisst jetzt "Eastside-Gallery".

 

   
 

Die Oberbaumbrücke ist Berlins längste und schönste Brücke, überquert die Spree und verbindet die Bezirke Kreuzberg im Westen und Friedrichshain im Osten. Die im Jahr 1895 erbaute Brücke wurde im zweiten Weltkrieg teilweise zerstört und war von 1961 bis 1990 für den Verkehr gesperrt. Für den kleinen Grenzverkehr war sie aber als Fußgängerbrücke geöffnet.

Seit 1995 ist die Brücke einmal jährlich im Sommer Schlachtfeld für die Armeen aus Kreuzberg und Friedrichshain. Grund für die Wasserschlacht ist die vom Berliner Senat durchgeführte Verwaltungsreform, der die beiden individuellen Bezirke zwangsvereinigt hat. Jeder Bezirk will die Vorherrschaft über den Großbezirk Kreuzberg-Friedrichshain.

Die Schlachten sind friedlich, an Waffen ist alles erlaubt was weich ist: mit Wasser gefüllte Luftballons, Tomaten, Schwimmnudeln, Eier und Mehlbomben. Alles was stinkt ist auch willkommen. Normalerweise wird die Schlacht von den Friedrichshainern gewonnen, was aber von den Kreuzbergern vehement dementiert wird.

Die Brücke ist auch einer der vier Berliner Orte, die man besuchen kann, wenn man ein zünftiges Silvesterfeuerwerk genießen will. Hier steht man mitten im Krach. Die anderen drei Orte sind der Gipfel des Kreuzbergs, der Mauerpark und das Brandenburger Tor, das man sich allerdings mit einer halben Million Touristen teilen muss.

 

   
  Die Simon-Dach-Straße ist das Kneipenviertel in Friedrichshain. Eine Kneipe nach der anderen, durchsetzt mit kleinen Krimskrams-Läden.
Einziger Nachteil: Um zehn Uhr abends muss der Open-Air-Betrieb eingestellt werden. Anwohner hatten sich über den Lärm beschwert.
 

   
  Diese Bilder sind bald Geschichte.
Dem Ostkreuz - im Volksmund "Rostkreuz" genannt - wird jetzt zu Leibe gerückt. Bis 2016 ist hier Dauerbaustelle. Es wird gebuddelt und geklopft was das Zeug hält, damit da mal ein richtig schmucker Bahnhof draus wird, auf dem dann sogar Fernbahnzüge halten dürfen. Wahrscheinlich wird das so ein moderner Glas-Stahl-Bahnhof, der jegliche Romantik kaputt macht.

Für Radfahrer, die hier umsteigen müssen ist das Ostkreuz ein Alptraum. Endlose Treppen, über die man sein Fahrrad schleppen muss. An Rollstuhlfahrer mag man da garnicht dran denken. Hoffentlich klappt das mit dem Umbau.

Die Straßen um das Ostkreuz fangen gerade an, sich mit Kneipen und kleinen Läden zu beleben. Wenn der Bahnhof mal fertig ist wird die Gegend bestimmt das, was man gemeinhin unter "Bahnhofsviertel" versteht. So etwas gibt es schließlich in Berlin noch nicht. Also nicht mehr, seitdem es den "Bahnhof Zoo" nicht mehr gibt.

 

   
  Die vom Ostkreuz ausgehende Sonntagstraße ist eine Art Anarchistenmeile, aber ohne Straßenkämpfe. Hier bekommt man garantiert nicht das Gefühl, in einem Schicki-Micki-Viertel gelandet zu sein.
Und noch (2011) ist das Essengehen hier billig, wie überhaupt rund um das Ostkreuz. Pizza mit Getränk bekommt man für 4 Euros.

 

   
  Als "Smaragd inmitten der Hauptstadt" wird der Rummelsburger See in den Werbesprüchen der Wohnungsbaugesellschaft bezeichnet, die die Ufer mit modernen, teuren, aber hässlichen Siedlungen zupflastert und kaum mehr Platz für Grünflächen lässt.

Allerdings ist der "Smaragd" der schmutzigste See, den es in Berlin gibt. Wer da badet ist selber schuld. Am südlichen Ende wurde der See mit einer 250 Meter langen Spundwand von der Spree abgetrennt, damit der ganze Dreck da nicht reinläuft. Der Schmutz ist eine Hinterlassenschaft der DDR, die den See als Schrottplatz für Schiffe benutzt hat. Zusammen mit einer Glasfabrik, die ihren Dreck im See entsorgt hat, inzwischen aber unter Denkmalschutz steht.

Nach der Wende hat man angefangen, den See auszubaggern. 70.000 Tonnen Schlamm wurden entnommen, von denen nach der Filterung 60.000 Tonnen als hochkontaminierter Sondermüll entsorgt werden mussten. Dann ging das Geld aus, und seitdem setzt man auf die Selbsterholungskräfte des Gewässers.

Aber zum Spazierengehen ist der See ganz schön. Am Nordufer gibt es ein Freizeitschiff für Jugendliche.

>>> mehr über den See
 

 

   
  Die Frankfurter Allee ist die Prachtstraße von Friedrichshain. Hieß mal Stalinallee und ist entsprechend breit und imposant. Inzwischen hat man eingesehen, dass man die Straße nicht mehr für Militäraufmärsche und endlose Panzerparaden braucht und die Lokale stellen auch schon mal Palmen auf. Aber ob das da jemals gemütlich werden wird?  Die Straße ist eher eine Art Autobahn mit Grünstreifen in der Mitte und Standspur mit Lokalen.  

Wie man hinkommt:
S 3, S7, S75, S8, S9, S 41/42, Ostkreutz. U5 Frankfurter Tor, Samariterstraße, Frankfurter Allee, Magdalenenstraße,

Welche Bezirke drum rum sind:
Kreuzberg, Mitte, Prenzlauer Berg, Fennpfuhl, Lichtenberg, Rummelsburg, Treptow

Bericht und Fotos © 2011 Robert Adé

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